Samstag, 21. Mai 2011

Psychosoziale Lage

Einen beachtenswerten Aufruf aus Bad Kissingen habe ich hier kommentiert und gebe es leicht überarbeitet wie folgt wieder:

Das Individuum zählt alles und nichts

Zunächst vielen Dank für diesen Hinweis auf den Aufruf der Psychomedizinalen zur Psychosozialen Lage in Deutschland - und für Ihre Hinweise dazu. Es geht ja im Grunde um ein europäisches, westliches, modernes, neuzeitlich-demokratisches Lebenssystem, welches sicher Kritik verdient.
Zwar stimme ich zu, dass eine "Monadisierung" stattfindet, mein Mentor hat es einmal ungefähr so ausgedrückt: In einer Demokratie verbleibt am Ende zwischen der einzelnen (!) Stimme und dem Staat nichts. Alle anderen Institutionen sind in Auflösung, da allein die ("Wahl"-)Stimme konstituierend ist für die absolutistische Macht (Gewaltmonopol) derer, die ihr Tun mit Staat beschriften - und an den die "Bürger" glauben, ihm jedenfalls (zunehmend unbeschränkt) unterworfen sind.
Andererseits hat eine (staatliche und industrielle) Zwangskollektivierung bis hin zu einer geradezu jakobinisch anmutenden Zwangsverbrüderung stattgefunden, die ohnegleichen in der Geschichte ist. Es sei an die Sozialversicherungen gedacht, an Schulzwang in einem monopolistisch staatlich verwestem Schulsystem (dieser sehr schön doppeldeutige Ausdruck ist nicht von mir), aber auch an Dinge wie Parteien und deren alles durchdringenden Einfluss.
Man kann hier ohne weiteres konstatieren, dass die Welt aus dem Lot geraten ist, denn es gibt tendenziell tatsächlich nur noch Staat und Individuum. Selbst in der privaten Wirtschaft ist praktisch alles staatlich geregelt und beeinflusst, der Staat hat über das verstaatlichte Gerichtssystem gar das Letztentscheidungsmonopol in allen privaten und staatlichen Angelegenheiten. Der Umstand, dass Wirtschaftsunternehmen mächtig werden konnten, passt da auch ins Bild. Denn ohne staatliche Sanktioniertheit in Sachen positivistischer Rechtsformen, Forderungsdurchsetzung, Arbeitsrecht usw. hätten beispielsweise verstaatlichte Gerichte im 19. Jahrhundert nicht Umweltverschmutzung im Öffentlichen Interesse (!) "erlaubt" oder die heute entstandenen riesigen Produktions- und Marketing-Konglomerate würden wohl kaum existieren. Und ob dies wirklich Wohlstand ist, dazu lese man bei Interesse einmal bei Anton Böhm oder Leopold Kohr nach.
Soviel von mir heute dazu. Eine gute Zeit wünsche ich Ihnen.


Das Thema tangiert mich im Moment auch, wenn auch nicht direkt persönlich, so doch in meinem Umfeld. Auch dies ist ein kleines Indiz dafür, wie weit verbreitet Phänomen und Problematik tatsächlich sind. Sicher werde ich mir dazu noch einige weitere Gedanken machen und diese hier publizieren.

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